Mittwoch, 5. September 2007

You are here

Der beste Hinweis, den man sich in meiner Situation wünschen kann. You are here. Es hilft nicht nur dabei, langsam zu begreifen, daß man sich tatsächlich hier am anderen Ende der Welt befindet, sondern kommt zudem sehr gelegen dabei, herauszufinden, an welcher Stelle des Endes das genau ist. Sich in Tokyo zu verlaufen ist, wie ich erkannt habe, schwierig bis unmöglich. An jeder größeren Kreuzung hängen Pläne, die die Umgebung abbilden und zweifelsfrei feststellen, wo man sich in ihr befindet. Falls man doch einmal den größeren Zusammenhang aus den Augen verloren haben sollte, blickt man einfach auf und schaut mit großer Wahrscheinlichkeit ins Antlitz eines hilfsbereiten Polizisten, welcher den verirrten Touristen mit geübtem Auge schon vor Minuten erfasst hat. Manchmal allerdings muss man tatsächlich noch nach rechts oder links schauen, aber dann sieht man auf jeden Fall einen.

Dem geübten Beobachter mag aufgefallen sein, daß mein zweiter Weblog-Eintrag eine bedeutende Qualität hinzugewonnen hat - genau, Bilder! Heute habe ich nämlich eine große Shopping-Tour in Angriff genommen und im Elektronikbonanza Akihabara eine brandneue Canon Digitalkamera erstanden. Daß es sich um eine Neuheit handelt, habe ich allerdings erst später im Internet herausgefunden, denn ich bin jeglichem Verkaufsgespräch entgangen, indem ich einfach auf die billigste Kamera gezeigt habe und "die da" gesagt habe (oder eher: "それが買いたいんです!", um mal anzugeben). Langer Rede kurzer Sinn: Jetzt wird's bunt!

Etwas, das mich als Einwohner der oft als "Servicewüste" betitelten BRD in den letzten Tagen immer wieder in Erstaunen versetzt hat, ist die Höflichkeit der Japaner. Klar, wird man jetzt vielleicht denken, Japaner sind als superhöflich bekannt, aber die Ausdauer dieser Höflichkeit ist... wahnsinnig. Was würde man in Deutschland denken, wenn sich die Arbeiter einer Baustelle plötzlich für die verursachte Behinderung entschuldigten?! Oder die Supermarktkassiererin einen tatsächlich früge, ob sie die 70g-Billigschokoladentafel für einen in Geschenkpapier wickeln soll? Wunder über Wunder. Was macht wohl eine solche Angestellte, wenn sie selbst mal einkaufen geht und als Kundin angebetet wird? Japaner müssen allesamt gespaltene Persönlichkeiten haben.

Mit Spannung erwarte ich nun den nächsten Tag, da dieser, wie ich erfahren habe, den Ankunftszeitpunkt von Fitow markiert. Es handelt sich dabei nicht um einen russischen Politiker, oder dergleichen, sondern um einen Taifun - meinen ersten! Sollte sich dies allerdings als Regenschauer mit schwacher Brise entpuppen (die Wetterleute sind sich da noch nicht ganz einig), bleibt mir immer noch ein Ausflug zur anderen Seite von Tokyo, um im Hauptsitz der Japan Association of Working Holiday Makers einen Blick auf die dortige Jobbörse zu werfen.

Zum guten Abschluss noch ein kleiner Eindruck aus der nahen Tempelanlage: Im Hintergrund die fünfstöckige Pagode mit Bannstrahl-Ableiter, im Vordergrund das typische Ninja-darüberhusch-Dach.