Montag, 8. Oktober 2007

Sunshine 60


Dieser Name, den man eher auf einer Tube Sonnencreme vermuten würde, schmückt das höchste Gebäude im Stadtteil Ikebukuro, zu dem ich mich dieser Tage in den frühen Nachmittagsstunden aufgemacht hatte. Meine Umgebung hatte ich zwar tagtäglich schon erforscht, aber die Perspektive aus 250 Metern Höhe versprach doch eine andere Art von Überblick, als man sie durch das Ansammeln von Eindrücken aus Bodennähe bekommt.

Als sozusagen auf dem Dorfe aufgewachsener Junge bin ich es instinktiv gewohnt, nach dem Einschlagen jedweder Richtung in urbaner Umgebung, irgendwann auf die Stadtgrenze zu treffen. Auch die sechs Jahre Köln haben dies nicht geändert, da ich einerseits gut zu Fuß bin und andererseits Köln auch nicht wirklich riesig ist, zudem man sich dort stets relativ zu einem genau definierten Zentrum bewegt - dem Dom. Daß am hiesigen Ort diese Grenzen weit ausserhalb meines täglichen Radius liegen und zu viele Zentren existieren, um dem Ausdruck noch gerecht zu werden, fällt kaum auf, wenn man die Umgebung nur häppchenweise wahrnimmt, wie das nunmal geschieht, wenn man zu Fuß unterwegs ist. Die 250 Meter waren ein Schock!


Der Ausdruck "Häusermeer" mag passen, aber nur, wenn man sich schon mal auf hoher See befunden hat. Falls Besucher des Sunshine 60 durch die sich schier bis zum Horizont erstreckende Gebäudemasse noch nicht genug haben, können sie an speziellen Aussichtsfenstern bis ganz an den Gebäuderand herantreten und den Kitzel der großen Tiefe erleben, die sich ein paar Zentimeter vor den eigenen Zehen auftut. Als ausgesprochener Bodenfreund konnte ich natürlich nicht umher, den ganz besonderen Effekt auszukosten, den so etwas auf mich hat, wobei mir zwar nicht schwindelig wird, ich aber immer anfange, etwas angestrengt zu grinsen.

Mein kleines Zimmer, welches ich hier bewohne, liegt hingegen nur im dritten Stockwerk, jedoch ist mir anderntags tatsächlich wackelig geworden. Schnell kam ich allerdings darauf, daß es keineswegs mit meiner Konstitution bergab ging, sondern einfach wirklich alles am wackeln war. So schnell wie es begonnen hatte, war es auch schon wieder vorbei und mein erdbebengewöhnter (da Japanischer) Nachbar sagte gar, er habe nichts gespürt und fragte sicherheitshalber erstmal, ob ich vielleicht getrunken hätte. Dank der Japanischen Erdbeben-Wetternachrichten ließ sich allerdings schnell klären, daß es sich bei dem, was ich gespürt hatte, tatsächlich um die Bewegungen des riesigen unterirdischen Katzenfisches handelte (zumindest der historischen Erklärung nach).


So ein Terrorviech.